«Die meisten Väter sind sich nicht bewusst, dass die Kinder alles mitansehen mussten»

Schweizweit startet heute die Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen». Auch in Luzern wurde ein Zeichen gegen Gewalt gesetzt. Gewaltberater Roland Reisewitz zeigt eine Realität fernab der Familie im Hochglanzprospekt.

Rund 30 Frauen haben an diesem Mittwoch Aussagen von Frauen aufgegriffen. (Bild: Zentralplus, Natalie Boo)
Rund 30 Frauen haben an diesem Mittwoch Aussagen von Frauen aufgegriffen. (Bild: Zentralplus Natalie Boo)
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Er schlug seine Frau immer wieder

Italiener muss wegen häuslicher Gewalt ins Gefängnis: Vor dem Bezirksgericht Aarau stand ein 34-jähriger Italiener, der seine Frau zwei- bis dreimal pro Monat traktierte, sie an den Haaren riss und ihr drohte, sie mit Säure zu übergiessen.

Häusliche Gewalt: Immer wieder kommt das vor, nur wenige Frauen trauen sich, den Partner anzuzeigen. (Symbolbild) © Keystone

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«Die Corona-Krise kann schnell zur inneren Krise werden»

Corona setzt gewaltbereite Männer zusätzlich unter Druck: Um häusliche Gewalt zu vermeiden, muss man auch den Gefährdern zuhören. Das macht Agredis, die Zentralschweizer Beratungsstelle für gewaltbereite Männer. Co-Präsident Roland Reisewitz erläutert, weshalb die Isolation schnell zur Eskalation führen kann: «Die Corona-Krise kann schnell zur inneren Krise werden; Angst, Not, Existenzsorgen, Ohnmacht und Einengung stauen sich an. Ein Beispiel: Ein bis anhin ruhiger Mann, der ins Homeoffice gedrängt wird, kann plötzlich laut werden und Verhalten zeigen, das er sich so nicht gewohnt ist. Es ist eine vollständig neue Situation.»

» Artikel Luzerner Zeitung online 27.03.2020
» Artikel Luzerner Zeitung print 27.03.2020 (PDF)

Coronakrise – Merkblatt für Männer unter Druck

Die Zeichen verdichten sich, dass die mit der Corona-Krise verbundenen Einschränkungen zu einer Zunahme häuslicher Gewalt führen. 

Deshalb veröffentlichen die drei Dachorganisationen der Fachleute für Jungen-, Männer- und Väterarbeit in Deutschland (Bundesforum Männer), Österreich (Dachverband Männerarbeit Österreich) und der Schweiz (männer.ch) am Mittwoch, 25. März, ein „Survival-Kit für Männer unter Druck“.

Das Merkblatt formuliert Empfehlungen zum Selbstmanagement, damit Männer gewaltfrei durch die Krise kommen. Das Merkblatt liegt bereits in elf Sprachen vor. Weitere sechs werden folgen (Türkisch, Kurdisch, Arabisch, Farsi / Dari, Tigrinya und Tamilisch).

Um der angespannten Lage in der Corona-Krise schnell Rechnung zu tragen, wurde das Projekt in hohem Tempo aufgegleist: Zwischen Idee und Umsetzung liegen nur gerade 48 Stunden: 6 erfahrene Fachmänner aus 3 Gewaltberatungsstellen (Agredis Luzernmannebüro züri und Fachstelle Gewalt Bern) haben am Montag, 25. März, die Empfehlungen erarbeitet und fachlich abgestützt. 16 Übersetzer_innen haben die Empfehlungen am Tag darauf übersetzt.

Diese Initiative zur Prävention häuslicher Gewalt wurde von männer.ch im Rahmen des nationalen Programms MenCare Schweiz angeregt. Wir sagen ganz herzlich Danke an alle, die schnell und unkompliziert dazu beigetragen haben. 

Download und Verbreitung der Merkblätter erwünscht.

Gemeinsam gesund durch die Corona-Krise!